Gemeinsam Verantwortung übernehmen

27.07.2021

Die kontinuierliche Weiterentwicklung von Führungskräften, die Executive Education, wird immer wichtiger. Im Interview geben zwei Experten Einblicke. Professor Dr. Hendrik Brumme ist Präsident der Hochschule Reutlingen, Professor Dr. Arjan Kozica lehrt und forscht an der ESB Business School.


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INTERVIEWS: SIMONE LÖFFLER

Herr Brumme, welche Verantwortung übernimmt die Hochschule Reutlingen beim lebenslangen Lernen?
Hendrik Brumme:
Lebenslanges Lernen wird gesellschaftlich immer wichtiger. Es sichert die Berufsfähigkeit jedes einzelnen von uns, die Wettbewerbsfähigkeit der Firmen und damit die des Landes. Insofern ist es klar, dass lebenslanges Lernen im Landeshochschulgesetz als Auftrag formuliert ist, den die Hochschulen erfüllen sollen. Die Hochschule Reutlingen ist sich dieser Verantwortung bewusst und hat folgerichtig schon vor über elf Jahren die Weiterbildungsstiftung Knowledge Foundation @ Reutlingen University (KFRU) gegründet.

Welche Rolle spielt in diesem Kontext Executive Education, die Weiterentwicklung von Führungskräften?
Brumme:
Executive Education ist die Kür in der Weiterbildung, denn sie bietet die größte Herausforderung für eine Hochschule. Die erfolgreichsten Universitäten und Hochschulen für angewandte Wissenschaften messen sich in diesem Bereich. Sehr erfolgreich sind Mannheim und St. Gallen, international INSEAD und Harvard. Wir stellen uns gerne diesem umkämpften Wettbewerb im deutschsprachigen Raum.

Vor welchen Herausforderungen stehen Unternehmen aktuell und wie kann die Hochschule dabei unterstützen?
Brumme:
Es gibt immer wieder Phasen, in denen sich technische Innovationen häufen. In so einer Phase befinden wir uns im Moment. Wir sehen rasante Entwicklungen, weil sich die Rechenpower der Prozessoren vervielfacht hat und andere Formen der Programmierung wie Künstliche Intelligenz neue Fähigkeiten der Programme ermöglichen. Das eröffnet ganz neue Möglichkeiten in der Produktion (3D-Druck, Sensorik, Robotik) oder in gesamten Geschäftsfeldern (Big Data, Digitalisierung). Firmen, die das nicht erkennen, leben gefährlich. Die Erkenntnis muss zunächst im Management der Firmen reifen. Dies unterstützen wir durch die Executive Programme der KFRU.

Wie sieht das konkret aus?
Brumme:
Bereits beim ersten Kontakt mit dem Unternehmen werden wir zum Berater. Gemeinsam mit dem Managementboard und den HR-Verantwortlichen entwickeln wir ein kundenspezifisches und hoch integriertes Konzept. Typischerweise werden mehrere Hierarchielevel parallel und erfahrungsspezifisch trainiert. State of the Art Wissen wird mit Beispielen aus der Praxis kombiniert und angewandt. Wichtig ist es, dass das Management eingebunden ist und sich während der Trainingseinheiten den Mitarbeitenden stellt. Abgerundet werden diese Trainings mit spannenden Events und Treffen von Persönlichkeiten aus den verschiedensten Bereichen. Neben dem Lerneffekt bleiben insbesondere diese Erfahrungen als positive Erinnerung in den Köpfen der Teilnehmenden.

 

Im Hochschulalltag lehren und forschen Sie an der ESB Business School. Herr Kozica, worin liegen die Schwerpunkte Ihrer Forschung?
Arjan Kozica:
Neue Technologien, Wertewandel und Krisen – aus verschiedenen Gründen ändert sich die Art und Weise, wie wir zusammenarbeiten. In diesem Kontext erforschen mein Team und ich, wie sich Arbeitswelten verändern. Themen sind zum Beispiel Homeoffice, Selbstorganisation und zukunftsfähige Führung. Uns interessiert, wie die neuen Arbeitswelten aussehen und mit welchen Veränderungsansätzen wir die neuen Arbeitswelten gestalten können. Schwerpunkt bei Letzterem sind die innovative experimentelle Organisationsentwicklung und zukunftsfeste Ansätze des Change-Managements für die digitale Transformation.

Wie wirkt sich Executive Education auf die Hochschule Reutlingen und die Forschung aus?
Kozica:
Viele Führungskräfte sind aufgrund der aktuellen Entwicklungen verunsichert. Sie müssen sich selbst entwickeln und zugleich im Unternehmen die richtigen Projekte initiieren, um den Kulturwandel aktiv zu fördern und die richtigen Weichen zu stellen. Unser integratives Vorgehen ermöglicht es, mit den Unternehmen auf verschiedenen Ebenen zu arbeiten: Mit Executive Education adressieren wir den Bedarf an kompetenzorientierter und praxisrelevanter Weiterbildung der Führungskräfte. In der Forschung arbeiten wir mit Unternehmen an konkreten Projekten. So ermöglichen wir eine integrative und damit nachhaltige Weiterentwicklung der Unternehmen.

Wie sehen solche Maßnahmen in der Praxis aus?
Kozica:
Führungskräfte sind im Unternehmen stets der vollen Komplexität ausgesetzt. Sie müssen es irgendwie schaffen, unterschiedliche Themen unter einen Hut zu bringen: die operativen Dinge regeln, die Emotionen der Mitarbeitenden berücksichtigen, strategische Weichen stellen. In unseren Trainings vermitteln wir dazu keine trockene Theorie, sondern praxisrelevante Vorgehensweisen. Welches Wissen ist wirklich wichtig, weil es das konkrete Handeln beeinflusst? Welche Tools erleichtern die Entscheidungsfindung? Wie gewinnt man einen Überblick? Um diese Fähigkeiten zu stärken, wechseln sich in den Seminaren anwendungsrelevante Theorie und interaktive Handlungstrainings ab.

Weitere Informationen zu den Executive Education Angeboten der Knowledge Foundation @ Reutlingen University finden Sie hier.

 

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